Einsamkeit
Gründe für Einsamkeit
Einsamkeit wird als subjektiv wahrgenommener negativer Zustand der Abwesenheit von bedeutsamen und erwünschten Sozialkontakten und Zugehörigkeit definiert. Vereinsamung im hohen Alter ist ein bekanntes Phänomen, aber auch junge Leute haben ein höheres Risiko für Einsamkeit. Das Risiko, sich einsam zu fühlen, ist besonders in Umbruchphasen erhöht, beispielsweise bei Schulwechsel, Ausbildungsabschluss, Umzug, Migration, gesellschaftliche Umbrüche (z.B. während der Pandemie), Arbeitslosigkeit, Pensionsantritt, Elternschaft, Trennungen, Krankheiten oder Todesfällen. Weitere Faktoren, die für das Einsamkeitsgefühl eine Rolle spielen können, sind beispielsweise die Gesundheit, der sozioökonomische Status, der Wohnort und das Elternhaus.
Folgen von Einsamkeit
Ein subjektiv empfundener Mangel an sozialen Beziehungen schmerzt und kann zu Angststörungen, Depression, Suizidgedanken und Anzeichen von chronischem Stress führen. Bei älteren Personen kann Einsamkeit zu einem Abbau kognitiver Fähigkeiten führen, das Demenzrisiko wird somit erhöht.
Wo finde ich Freunde?
Hier sei das Konzept des dritten Orts erwähnt. Er soll neben dem ersten Ort für Familie und dem zweiten Ort für Arbeit einen Ausgleich schaffen – er ist dafür da, zusammenzukommen. Einige Beispiele für dritte Orte sind Restaurants, Kaffeehäuser, Biergärten, Pubs, Kinos, Museen, Bibliotheken, Parks, Märkte und öffentliche Plätze. Das Konzept stammt von Ray Oldenburg. Er beschreibt unterschiedliche wichtige Funktionen von dritten Orten, beispielsweise das Zusammenführen der Nachbarschaft, sich über gemeinsame Interessen austauschen können, sich mit Rat und Tat zur Seite stehen und Neuankömmlingen Informationen geben. Insofern können dritte Orte also einen besonderen Beitrag gegen die Einsamkeit leisten.
Dritte Orte sind heutzutage aber meist von Konsumzwang geprägt. Für Kaffeehaus- oder Kinobesuche muss man zum Beispiel eine gewisse Summe an Geld in die Hand nehmen. Die steigende Inflation kann dazu führen, dass die Leute nicht mehr so viel Geld für Restaurantbesuche und Unternehmungen ausgeben wollen – also auf Aktivitäten, die sie mit anderen gemeinsam machen würden, verzichten. Es gibt aber viele Möglichkeiten, sich zu treffen und wenig bis kein Geld auszugeben, beispielsweise im Park, bei Spaziergängen oder zuhause.
Einsamkeit überwinden
Wer sich einsam fühlt, sollte dieses Gefühl ernst nehmen: denn es zeigt an, dass hier eine notwendige Ressource mangelt oder fehlt. Dann sollte man aktiv werden. Beispielsweise kann man über neue Hobbys, Anmeldung zu Kursen oder über ein Ehrenamt neue Freundschaften schließen. Auch eine allgemein offene Haltung kann einem zu netten Gesprächen mit Nachbar/innen, Arbeitskolleg/innen und Co. verhelfen. Inzwischen gibt es auch einige online Plattformen, die zur sozialen Vernetzung dienen können – in Österreich gibt es hier zum Beispiel die „Plattform gegen Einsamkeit“. Vielleicht möchte man aber auch bestehende Freundschaften intensivieren oder mehr Quality Time mit dem Partner/der Partnerin verbringen.
Nicht nur die Quantität, sondern vor allem die Qualität der Freundschaften und Bekanntschaften ist wichtig. Auch die Person, die von außen betrachtet einen großen Freundeskreis hat und auf jeder Party anzutreffen ist, kann sich in Wirklichkeit einsam fühlen, wenn sie mit der Art der Beziehungen unzufrieden ist. Hier lohnt es sich, zu reflektieren, welche Freundschaften wirklich Tiefgang haben und bei wem man sich eigentlich nicht so gut aufgehoben fühlt. Es kann sehr hilfreich sein, erstmal darüber zu reflektieren, in welchen Situationen man sich einsam fühlt und was die Gründe dafür sein könnten. Dazu kann man sich natürlich auch professionelle Unterstützung von einem Psychologen oder einer Psychologin suchen.