Stressbewältigung

Was kann Stress verursachen?

Stress entsteht, wenn die Anforderung und die empfundene Bewältigungsfähigkeit nicht zusammenpassen. Werden wir vor eine herausfordernde Situation gestellt, ist der „Stress“, den wir dabei empfinden, dafür da, Energie bereitzustellen und eine schnelle Reaktion unsererseits zu gewährleisten. Er aktiviert die Fight-or-Flight Reaktion. Begegnet man beispielsweise einem gefährlichen Tier, gibt es die Möglichkeit, dagegen zu kämpfen oder zu fliehen – in beiden Situationen braucht man jedenfalls Energie. Die Dinge, die heutzutage Stress auslösen, sind jedoch meist komplexer. Hat man Stress in der Arbeit, wird hier vielleicht unter Druck gesetzt, legt man sich nach der Arbeit eventuell eher auf die Couch und versucht, sich abzulenken. Physiologisch gesehen wäre es aber sinnvoll, die Stresshormone durch Sport abzubauen. 

Stressoren 

Die größten Stressauslöser sind im Allgemeinen der Tod eines geliebten Menschen sowie Scheidung. Weitere Stressoren können sein: Schlafmangel, Einsamkeit, Mobbing, Zeitdruck, keine Freude am Beruf, Konflikte in der Partnerschaft, Über- oder Unterforderung und Reizüberflutung. 

Stressverstärker 

Stressverstärker können die eigenen Glaubenssätze sein, die man im Laufe seines Lebens entwickelt. Jemand, der sehr perfektionistisch ist, könnte beispielsweise den Glaubenssatz haben, immer alles richtig machen zu müssen. Jemand, der sehr sicherheitsbedacht oder eher ängstlich ist, könnte den Glaubenssatz haben, immer alles kontrollieren zu müssen und Risiken um jeden Preis vermeiden zu müssen. Diese Glaubenssätze lösen meist Druck aus und können somit zu Stress führen. 

Durch chronischen Stress kann es zu Angststörungen und Depressionen kommen. 

Stressreaktion

Körperlich gesehen kann Stress einiges auslösen: Es kann zu Herzklopfen, Muskelanspannung, einem trockenen Mund, Schweißausbruch, Kurzatmigkeit, „weichen Knien“, und vielem mehr kommen. 

Auf der kognitiven Ebene kann es zu einem Tunnelblick, alles-oder-nichts-Denken, Konzentrationsproblemen, Ruminieren der Gedanken und ähnlichem kommen. Vielleicht kommen einem hier Gedanken wie „Ich kann nie etwas richtig machen“, „Warum passiert sowas immer mir?“ 

Auf der Gefühlsebene können sich die unterschiedlichsten Reaktionen zeigen. Es kann zu Angst, Wut, Gereiztheit, Nervosität, aber auch zu Hilflosigkeit und Verunsicherung führen. 

Stress in der Schwangerschaft 

Pränatal zeigt sich, dass sich Stress in der Schwangerschaft auf das ungeborene Kind auswirkt. Er kann bei manchen später zu exzessivem Schreien führen. Auch kann der pränatal erhöhte Cortisolspiegel dazu führen, dass das Kind später ängstlicher ist. 
Ein Experiment mit Mäusen zeigte, dass jene Nachkommen, deren Mütter sich sehr fürsorglich verhielten, mehr Cortisolrezeptoren entwickelten – sie reagierten also nicht so sensibel auf Stress wie jene Mäuse, deren Mütter eher vernachlässigend waren. 

Burnout 

Wer an Burnout leidet, ist emotional, körperlich und geistig völlig erschöpft. Burnout ist keine offizielle psychische Erkrankung. Es beschreibt eher einen risikoreichen Zustand, der zu psychischen oder psychosomatischen Störungen führen kann. Die Unterscheidung zwischen Burnout und Depression ist nicht so leicht, da sich einige Symptome ähneln. Anders als bei einem Burnout ist es aber bei einer Depression oft nicht mehr möglich, schöne Dinge im Leben zu genießen. Eine depressive Episode ist meist gekennzeichnet durch Interessensverlust, Traurigkeit oder Gefühl der Leere und Antriebslosigkeit. 

Manche Menschen neigen eher zu einem Burnout als andere. Risikofaktoren für Burnout sind beispielsweise: Unsicherheit, Ängstlichkeit, mangelnde Selbstachtung, Helfersyndrom, hoher Leistungsanspruch, Hang zu Perfektionismus, keine Grenzen setzen können und Schuldanfälligkeit. 

Entspannung

Je länger die Belastungsphase dauert, desto länger sollte auch die Erholungsphase sein. Nach einem stressigen Tag in der Arbeit kann man sich einerseits überdreht fühlen, andererseits auch erschöpft und lustlos. Einige wenden sich dann low-effort-activities zu. Diese sind aber nicht erholsam. 

Wie kann man im Alltag entspannen?

Es gibt viele Wege, um sich zu entspannen. Manchen tut vielleicht Sport sehr gut, andere leben sich gerne kreativ aus und wieder andere entspannen bei Yoga oder Meditation. Wichtig ist, dass man die richtige Methode für sich findet, um wirklich gut runterzukommen und dem Alltagsstress entgegenzuwirken. Auch gibt es wissenschaftlich fundierte Entspannungsmethoden, wie beispielsweise: 

  • Progressive Muskelentspannung nach Jacobson 
  • Autogenes Training 
  • Imaginationsübungen 
  • Achtsamkeitsübungen 


Hierzu gibt es eine Vielzahl von CDs, Apps und Videos. 

Wichtig ist: Übung macht den Meister. Wenn man sich beim ersten Versuch noch nicht komplett entspannen konnte, ist das ok. Man sollte sich hier täglich in einer ruhigen Umgebung etwas Zeit dazu nehmen. Dann kann man die Entspannungsübungen auch bei Schlafproblemen und in Situationen, die einem Angst machen, einsetzen. 

Anna Verena Schmid
Psychologin in Wien Umgebung